Eine kleine Rechtschreibfibel

Hier ist die richtige Anlaufstelle für Gäste und Bewerber für Fragen und Kommentare, Auszüge aus dem Rollenspiel, und den Einsteigerguide. Hier könnt ihr erste Charakterkonzepte diskutieren und auch unsere Charaktergesuche einsehen.
Benutzeravatar
Ace Jin
Site Admin
Beiträge: 3252
Registriert: Sa Mai 03, 2008 3:05 pm
Zugehörigkeit: Neues Imperium
Rang/Position: Imperator
Derzeitiger Aufenthaltsort: Outer Rim | Yaga Minor
Credits: 250
Kontaktdaten:

Eine kleine Rechtschreibfibel

Beitrag von Ace Jin » Fr Mär 22, 2019 3:48 pm



Oh, ein Gast. Willkommen!
Ich bin TC-63, Protokolldroide des Imperiale Komitees für sprachliche Standardisierung und imperiale Schönheit. Gemäß § 2 Abs. 1 der Imperialen Verordnung IS 2339-A-72 Z-0939-71 muss jeder imperialer Bürger die Regeln für korrekte und sprachliche Schönheit in öffentlichen Schreiben beachtet werden. Verstöße können mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Credits oder in schweren Fällen mit Zwangsarbeit bestraft werden. Aber keine Sorge. Die korrekte Rechtschreibung ist keine große Kunst. Ich möchte euch einige Hinweise mitgeben, die in imperialen Schuleinrichtungen ausführlicher vermittelt werden. Für eine tiefere Auseinandersetzung sollten Sie sich bei einem Kurs an der Imperialen Volksakademie anmelden.

Nun denn, kommen wir zu den wichtigsten Punkten, die in dem Runderlass vom 22.03.21 NSY nach der Galaktischen Standardzeitmessung festgesetzt wurde.

1. Groß- und Kleinschreibung

Das Imperiale Komitee ließ verlauten, dass die schlimmsten Verstöße gegen sprachliche Schönheit solche sind, die sich am einfachsten verhindern ließen. Hierzu gehören Verstöße gegen die Groß- und Kleinschreibung. Dabei ist das ganze so einfach: Nomen schreibt man groß, Satzanfänge auch, den Rest nicht?! Falsch gedacht!

Ein häufiges Problem ist die Unkenntnis von Nominalisierungen oder auch Substantivierung. Nominalisierung bezeichnet die Umwandlung von Verben und Adjektiven zu Nomen. Es gibt verschiedene Wörter (z.B. Konjunktionen) und Konstellationen, die eine Nominalisierung anzeigen. Die nachfolgende Darstellung betrifft den Regelfall, soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es immer gewisse Ausnahmen geben kann.

Nun, darf ich Euch die Grundbeispiele demonstrieren?

Beispiel 1:
„Der Rancor zeigte ein furchterregendes lächeln“
(falsch)… meine Schaltkreise protestieren gegen diesen Verstoß gegen sprachliche Schönheit. Aber aus Gründen der Anschaulichkeit muss ich Euch diesen Fehler zeigen: "ein lächeln" (sic!) – einfach grausig. Tatsächlich müsste „ein Lächeln" großgeschrieben werden!
Also wie heißt der Satz richtig?
„Der Rancor zeigte ein furchterregendes Lächeln.“
Gar nicht so schwer, oder? Durch das „ein“ zeigt der Satz an, dass Lächeln nominalisiert wird.

Beispiel 2: (Pronomen)
„Der Wookiee zeigte sein Lächeln.“ Ungeachtet dessen, dass es meiner Datenbank unbekannt wäre, dass Wookiees lächeln können, sehen wir hier, wie ein vorangezogenes Pronomen die Aufwertung zum Namen anzeigt.

Beispiel 3: (Artikel)
„Das Lächeln ängstigte ihn. Denn er wusste, dass der gemeine Rebell das Töten liebte.“ Sowohl „Lächeln" als auch „Töten" wurde in diesem Beispiel großgeschrieben, da die geschriebenen (oder auch ungeschriebenen) Artikel die Nominalisierung anzeigen. Nutze diese Erkenntnis als einfachen Test: Kann man ein Artikel vor das Wort stellen, das sich auf dieses Wort bezieht? Dann wird es großgeschrieben.

Beispiel 4: (Attribute)
„Der wahnsinnige Luke Skywalker liebte schrilles Lachen.“ Hier zeigt das Attribut, dass eine Nominalisierung stattfindet. Das Attribut schrill bezieht sich auf das Lachen. Hier hätte man aber auch einen stillen Artikel hinzudenken können. „Er liebste das schrille Lachen.“

Beispiele 5: (Unbestimmte Mengenangabe)
„Alles Gute zum Geburtstag. Lord Nyax hatte nichts Gutes im Sinn. Der Spieler von Steel hat etwas Besonderes (!) – einen Knall.“ Was haben „alles", „nichts" und „etwas" gemeinsam? Es handelt sich um unbestimmte Mengenangaben, die ebenfalls eine Nominalisierung anzeigen.
Kleine Anmerkung: Alles Andere (sic!) wäre falsch. Richtig wäre: Alles andere.

Beispiel 6: (ZUM)
„Lereck hatte niemanden zum Foltern, daher ärgerte er seine Schülerin.“ Hier sehen wir, wie das Wort „zum" die Nominalisierung einleitet.

2. Kommasetzung
Oh, die Kommasetzung ist kein leichtes Feld. Man sagt jedoch, dass die leichtesten Kommafehler den Imperator in höchste Rage versetzten. Das soll auch einer der Gründe gewesen sein, dass er das Komitee eingesetzt hat. Aber wer weiß das schon genau, vielleicht ein Rechts- oder Archivdroide, der Zugriff auf die Gesetzgebungsdatenbank hat? Aber gut, sie machen ihr Ding und ich mache mein Ding.
Die Kommasetzung ist eigentlich ganz einfach. Hauptsätze und Nebensätze werden voneinander mit Komma abgegrenzt, einzelne Satzglieder nicht. Meine Schaltkreise laufen immer dann heiß, wenn man mit Kommata geizt oder sie mit einem Salzstreuer verteilt. Einige Kommata hier, ein Komma da. Zum Glück habe ich keinen Chip zum Ausleben von Aggressionen.

Wer die Kommasetzung beherrschen möchte, sollte sich jedenfalls gedanklich bewusst sein, wann er einen Nebensatz einleitet oder eben einen Hauptsatz. Sollte man nicht darüber bewusst nachdenken wollen, achtet man am besten einfach auf entsprechende Signalwörter, die bestimmte Nebensätze einleiten.

Signal 1: Relativsätze

Relativsätze werden regelmäßig mit Artikel oder welcher, welche oder welches eingeleitet und zeigen, dass ein Komma gesetzt werden muss.

„Jin, der gerne Torte aß, feuerte seinen Koch.“
„Jin, welcher gerne Torte aß, feuerte seinen Koch.“

Signal 2: Kausalsätze
Kausalsätze begründen einen Sachzusammenhang. Wenn wir wissen wollen, warum Jin seinen Koch feuerte, müssen wir eine entsprechende Begründung nachreichen.

„Jin, der gerne Torte aß, feuerte seinen Koch, da (oder weil) dieser seine Nachmittagstorte versaut hat.“
„Larus saß beim Jedi-Heiler Lsi, weil er als alter Sack oft Probleme mit seiner Ischias hat“

Wörter wie „da", „weil", „sodass" und andere signalisieren in der Regel einen Kausalsatz. Und Kausalsätze setzten als Nebensätze ein Komma voraus.

Signal 3: Temporaler Relativsatz

„Alba ärgerte sich, als Jin ihr nichts von seiner Torte abgab.“ Ganz schön gemeiner Kerl! Aber als Imperator hat er natürlich recht.
Natürlich kann dieser Nebensatz auch Kausal geführt werden („da“), aber offenbar wollte der Verfasser eine zeitliche Dimension aufzeigen. Alba ärgerte sich nicht irgendwann, sondern zum Zeitpunkt, als Jin ihr nichts abgab. Wird „als" hingegen als Vergleich verwendet („Ju ist kleiner als Yssir“), dann handelt es sich hierbei nicht um einen Nebensatz, sodass ein Komma fehlt.

„Steel wusste, dass er sich über eine Beförderung freuen kann, wenn (! 2. Stufe des Nebensatzes bezieht sich auf erste Stufe) er seinem Boss Torte schenkt.“ Das lassen wir mal umkommentiert hier stehen. Auch „wenn“ zeigt einen temporalen Relativsatz an.

Signal 4: Adversative Konjunktionen
„Aber", „sondern", „jedoch", „obwohl", „gleichwohl" und ähnliche Konjunktionen zeigen ein Komma an.

„Ich mag Eunoia, aber manchmal möchte ich sie zu Fischsuppe verarbeiten.“,
klagte Bass. (Keine Regel ohne Ausnahme) ABER Achtung: „Ich bleibe aber weiter ihr Schüler."

3. Satzverknüpfung

Hierzu soll nur das Beispiel sprechen.
Falsch: „Quinn hat eine fesche Frisur. Worauf er sehr stolz ist.“
BITTE NICHT SO! Meine Schaltkreise werden wieder warf. Die Beiden Teile werden entweder mit einem Komma verbunden oder der Satz wird umstrukturiert.
Richtig: „Quinn ist sehr stolz auf seine fesche Frisur."

4. Dass und Das
Nun, jeder der sich damit beschäftigen möchte, darf gerne in das Infoschreiben des Komitees schauen. https://www.das-dass.de/
Nur ein aller Kürze: Ist „das“ eindeutig ein Artikel, dann wird „das“ hier mit einem S geschrieben. So sieht es auch mit Relativsätzen aus.

„Jess Krator vermisste sein Lichtschwert, das man ihm bei seiner Gefangennahme abgenommen hatte.“

Das „das“ in diesem Relativsatz gibt weitere Informationen zum Lichtschwert.

Anders hingegen: „Finn Sifaka hoffte, dass das alte Gemäuer von den Rakata erbaut wurde.“

Im ersten Beispiel erläutert das „das“ ein Nomen in einem Relativsatz, im zweiten Beispiel wird mit „dass“ dargestellt, worauf er hofft. Hier bezieht sich das „dass“ auf ein Verb.

Um zu testen, welches das gemeint ist, kann man einen einfachen Trick heranziehen.
Lässt sich das „das“ durch ein „welcher, welche, welches“ oder „dieser, jene, welches“ austauschen, handelt es sich um einen Relativsatz und das „das“ wird nur mit einem S geschrieben. Klar soweit? Sehr schön.

Schön. Sehr schön. Das war es vorerst auch schon. Meine Datenbank könnte zu einem späteren Zeitpunkt aktualisiert werden, also dürft Ihr mich ruhig noch einmal besuchen kommen. Ich wünsche Euch alles Gute und vergesst nicht:

Ein braver Imperialer achtet auf die sprachliche Schönheit. Sei ein braver Imperialer!
Bild
"Wenn man das volle Potential der Macht erblickt hat, wird man erkennen, dass sie das Werkzeug des Imperiums sein muss oder nicht bestehen darf."

Zurück zu „Einsteigerbereich“